Gedankenkreise stoppen und Trauma lösen #205

Gedankenkreise Episode #205: In dieser Episode tauchen wir tief in das Thema Gedankenkreise, Körper und Trauma ein und beleuchten, wie traumatische Erfahrungen unser Verhältnis zu unserem Körper beeinflussen. Die Gastgeber Jennifer Subke und Stefan diskutieren die Bedeutung der Körperarbeit bei der Bewältigung von Traumata und wie man bereits heute den Weg zurück in den Körper finden kann.

Klicke hier und buche dir einen Termin für dein kostenfreies erstes Kennenlerngespräch mit mir (Klick)

Durch ständiges Gedankenreisen entsteht unfassbar viel Stress und Sorgen. Vielleicht hast du schon die eine oder andere Therapie gemacht, aber deine Gedanken machen dir immer noch zu schaffen. Wir wollen dir heute mit dieser Folge helfen, stellen die richtigen Fragen und geben dir Informationen, die so vielleicht noch nie gehört hast.  


Gedankenkreise stoppen und Trauma lösen


Stefan:

Herzlich willkommen, du wundervoller Mensch da draußen. Ich freue mich riesig, dass du wieder da bist und so ein Stück weit deine Zeit schenkst. Und du hast es richtig gehört, uns. Weil ich bin heute nicht alleine hier. Ich bin ja selten alleine, mindestens meine inneren Kinder sind mit dabei. Aber heute habe ich nicht nur mich und meine inneren Kinder, sondern ich habe auch noch das große Vergnügen, dass die Jennifer Subke heute bei mir zu Gast ist, vermutlich auch mit ihren inneren Kindern. Aber, und das habe ich gerade auch gehört, nicht nur mit dem inneren, inneren Kind, sondern auch mit einem tatsächlichen anderen inneren Kind. Was das ist, das wird sie uns gleich selber erzählen.

Stefan:

Jennifer, herzlich willkommen.

Jennifer Subke:

Hallo Stefan, ja danke, danke für die Einladung und auch an dich da draußen. Danke, dass du heute lauscht, wie wir sprechen.

Stefan:

Jennifer, jetzt habe ich es gerade so ein bisschen erwähnt und ich würde den Faden gerne noch einmal aufnehmen. Bei dir tut sich gerade sehr viel in deinem Leben, da gibt es gerade eine große Veränderung. Nimm uns erst mal dahin, wer bist du und was ist die große Veränderung in deinem Leben?

Jennifer Subke:

Ich glaube, es gibt mehrere Veränderungen. Ich bin gerade selbst schwanger, das heißt, in den nächsten drei Wochen ist es so weit, dann bekomme ich mein erstes Baby. Das ist so das erste Baby. Das zweite Baby ist das Buch, was ich angefangen habe zu schreiben vor über einem Jahr. Also mein zweites Buch wird jetzt veröffentlicht im Oktober, jetzt schon natürlich im Vorverkauf. Und so sind es zwei Geburten, sage ich mal. Es ist tatsächlich wie zwei Geburtsprozesse, die so stattfinden. Und genau, und darüber sprechen wir heute.

Jennifer Subke:

Und insgesamt geht es im Grunde Überforderung, Ängste, auch das innere Kind, wie du schon gesagt hast, Stefan. Also es geht darum, letzten Endes, wie entstehen Ängste, wie entsteht Überforderung und innere Unruhe, basierend auf Traumata. Und Traumata und Bindungstraumata sind ja diese Art von Verwundungen, die wir in der Kindheit erlebt haben, als auch die Teile, die wir so als innere Kinder kennen und die wir mehr einladen dürfen, besser integrieren dürfen, dass wir in die innere Ruhe kommen, dass Überforderungen, Ängste zurückgehen können. Genau und darum geht es heute.

Stefan:

Ich werde immer so neidisch, wenn jemand erzählt, ich habe schon XY Bücher geschrieben, weil schreiben ist so gar nicht mein Medium bisher. Wolkig im Kopf heißt dein neues Buch. Das kommt mir sehr bekannt vor und vielen da draußen ganz bestimmt auch. Also, ich habe gerade auch eine Phase, wo ich mich manchmal sehr wolkig im Kopf fühle. Aber was beschreibt dieser Titel für dich, beziehungsweise was hat es vielleicht auch mit dir und deinem Leben zu tun?

Jennifer Subke:

Ja, also an sich wolkig im Kopf finde ich ziemlich beschreibend für mein früheres Leben, wenn man das so sagen kann. Und auch für das, was ich finde, was so in der Gesellschaft und auch viel draußen sich abspielt bei vielen Menschen, wie du sagst, ich glaube, wir alle sind manchmal wolkig im Kopf und ich verbinde es immer so mit ein Stück weit dissoziieren, nicht im Körper sein, mit der Zukunft, mit der Vergangenheit beschäftigt sein und eben mit dieser Art von Ängsten und Unruhe. Und wenn ich da so meine Geschichte erzähle, dann ist das so, ich bin ja Psychologin zum einen natürlich und ich habe auch jetzt Autorin und Podcast und ich habe aber das nicht irgendwie, irgendwie ich bin nicht irgendwann aufgewacht, heurikamäßig und dachte mir, was kann ich heute mit meinem Leben anstellen, sondern es war tatsächlich so, dass diese Art von Menschen begleiten, diese Art von Themen, die ich hatte, die waren ja schon immer bei mir und die habe ich dann aufgelöst und dadurch habe ich mich auf die Themen Ängste, innere Unruhe, Anspannung, Beförderung spezialisiert und deswegen auch ein Buch dazu geschrieben. Und bei mir war es so, auch was Traumata angeht, dass ich früher, als mich auf die Welt kam, dass ich schon den Zwillingsschwester hatte, der es nicht so gut ging im Mutterleib, beziehungsweise bei der Geburt und ich die ersten 20 Minuten auf die Seite gelegt worden bin und niemand für mich da war. Heute weiß ich natürlich, wie ich mit Traumata arbeite, wie ich da diese ganze Geschichte aufgearbeitet habe, dass das dafür sorgt, dass man gar nicht so richtig im Körper landet. Also zum Thema Wolken im Kopf, dass man eigentlich in den Wolken schwebt, aber nicht wirklich im Körper landet. Und das ist halt bei mir damals passiert. Und ich bin dann durch die Welt gegangen und natürlich bin auf eine Kulturgesellschaft getroffen als Frau, wo ich ziemlich nach außen gewendet war.

Jennifer Subke:

Also ich habe meinen Körper nicht gut gespürt. Ich bin nicht wirklich angekommen und habe mich immer nach außen gerichtet mit dieser großen Frage, wie muss ich sein, geliebt zu werden. Denn ich hatte mein ganzes Leben das Gefühl, ich bin nicht geliebt, ich bin nicht richtig. Das entsteht ja per se in der Kindheit, wenn wir nicht so den Kontakt nach außen bekommen, dass wir uns fragen, okay, ich bin falsch als Kind, wie muss ich sein, dass ich richtig bin, dass ich auf jeden Fall Liebe bekomme. Und Liebe bedeutet Existenz und Überleben. Ja, und so habe ich mir irgendwann Strategien angelegt, wie zum Beispiel besonders schlank zu sein, besonders schön zu sein, besonders leistungsfähig zu sein und habe alles dafür gegeben, diesen inneren Topf des Minderwertes, des Nicht-Gut-Genug-Seins, der Verlustangst und Existenzangst zu füllen. Und es hat natürlich mehr oder minder geklappt. In der Schule natürlich immer durch gute Noten und wenn ich aber wirklich keine gute Note hatte oder Verprüfungen, ich hatte immense Zusammenbrüche und wirklich dieses, oh mein Gott, wie soll ich das alles schaffen und alles in meinem Leben war auf Angst basiert.

Jennifer Subke:

Und als ich dann in Beziehung gegangen bin, bin ich öfters einfach an Menschen geraten, die nie Zeit für mich hatten. An Partner, die ich, ja so Richtung, also ich war eher so der abhängige Part und der Partner war eher so der unabhängige Part. Und ich habe den Parten auf so einen Sockel gestellt und habe mich natürlich nicht wirklich wertig gefühlt und habe auch hier wieder alles gegeben, dass der andere mich liebt. Also das war so diese Illusion, die in der Kindheit entstanden ist durch verschiedene Verwundungen, Die ist da, wie hat sich im Leben, habe ich versucht, die zu kompensieren. Und irgendwann hat es nicht mehr funktioniert. Ich war dann im Studium, ich habe dann gemerkt, ich möchte Psychologie studieren, mich zieht es zu Menschen hin. Und habe dann aber, also es ist wie, ich habe versucht, noch mehr Bälle zu jonglieren und natürlich alles perfekt zu machen, alles richtig zu machen und du kannst dir vorstellen, dass irgendwann das Kartenhaus in sich zusammenbricht, weil wir halt nur so und so viel Kapazität haben. Und bei mir ist es dann in dem Fall zusammengebrochen, wie ich dann meine erste Panikattacke hatte, tatsächlich auch die erste und einzige in der Form.

Jennifer Subke:

Und danach habe ich Glück gehabt. Ich habe eine Freundin kennengelernt, die ist auf ein Seminar gegangen zum Thema Körperarbeit. Und da bin ich auch mitgegangen, weil es mich einfach unglaublich interessiert hat im Studium noch. Und die ersten 20 Minuten, die ich dort war, dachte ich, sind alle total gaga. Die schütteln sich, die gehen mit sich in Verbindung. Oje, was ist das hier? Und nach zwei Tagen wollte ich gar nicht mehr heimgehen. Und als ich dann daheim war, hat es mich aber so komplett aus der Bahn geworfen. Weil natürlich, wie du schon vorher sagtest, Stefan, die innere Kinder, die Anteile, ist auch schmerzhaft, wenn die halt mal aus dem Keller nach oben kommen dürfen und wir die immer zu hatten, weil es halt einfach zu schmerzhaft war in der Kindheit.

Jennifer Subke:

Dann ist das schon hart und zobert, sag ich mal. Und ich bin dann in der Zeit, habe ich dann auch dort ein Coaching besucht, so wie ich heute, oder auch die Linke, meine Mitarbeiterin, Menschen jetzt begleitet und habe mich da begleiten lassen, auch online und habe dann sehr schnell diese Themen auflösen können. Und in dem Zuge ist Trauma und Hypnose noch zu mir gekommen. Und über diese drei Bausteine, Körperarbeit, Traumaarbeit und Hypnose, konnte ich meine Verlustangst, meine Existenzangst, die Minderwertigkeit, Gefühle, auflösen tatsächlich. Und es gab einen Tag, weil mein Leben war ja immer angstmotiviert, Also ich war ja immer auf der Flucht, wirklich auf der Hetze, auch vom Nervsystem. Und dann gab es wirklich einen Tag, das war Anfang 20, so mit drei, vierundzwanzig, da konnte ich dann auch mal stehen bleiben und habe mich umgedreht und gedacht, oh, wo sind denn die ganzen Ängste hin, weil der Leidensdruck viel, viel geringer war. Und darauf basierend habe ich dann die traumaorientierte Körperzentrierte Diagnose gemacht, habe eine Praxis gegründet, die lief dann sehr gut. Dann habe ich bemerkt, wenn ich Menschen intensiv in den Alltag hinein begleite, also auch wirklich, die regelmäßig kommen, auch mit Sprechstunden, mit Übungen und so weiter, dann ist das noch besser und habe mich dann auf innere Unruhe, Ängste und Traumata spezialisiert.

Jennifer Subke:

Und mittlerweile arbeite ich ausschließlich online in den Alterkindern, auch mit Seminaren, mit einem Online-Bereich und mit der E-Link habe ich eine Mitarbeiterin und schreibe auch Bücher und habe über 5000 Menschen da begleitet und vor allem war für mich an einem Punkt eins wichtig, also wie ich dann gemerkt habe, ah die Ängste, die innere Unruhe geht zurück, also das was du vorher meintest, Stefan, auch mit Wolkig im Kopf. Ich war ja nur im Kopf, also mein Kopf war über Körper, ich war nur im Kopf mit Strategien, mit Kompensieren, mit Ideen, mit allem Möglichen und habe das dann versucht irgendwie umzusetzen. Also bin von einem Rennpferd aufs nächste irgendwie gehüpft und Da war es so, dass ich im Körper gelandet bin und dann vor allem eins gespürt habe, erstmal wirklich riesigen Schmerz, weil ich tatsächlich drei, vier, 25 Jahre meines Lebens gar nicht gelebt habe. Weil ich ja nur im Kopf war. Ich war nicht hier. Also es ist wie, Für mich war damals klar, die Menschen, die das ändern wollen, die möchte auch ich unterstützen. Denn wie schlimm ist es denn, mit 90 auf dem Schaukelstuhl zu sitzen und sein ganzes Leben wolkig im Kopf gewesen zu sein und damit das Leben gar nicht gelebt zu haben. Also es ist wie, wir sind tot, bevor wir leben.

Jennifer Subke:

Und wenn man das radikal mal spürt am eigenen Leib, dann hat es eine immense Auswirkung. Und wenn man hinter diese Illusionen schaut und darauf basierend, wie man das lösen kann, mit dem Nervensystem, mit dem Körper und auch mit Bewusstsein, Das steht praktisch im buchwolkigen Kopf drin, basierend auch natürlich auf dem, was ich mit meinen Klienten erlebt habe und natürlich auch mit meiner Geschichte. Und so sitze ich praktisch heute hier bei dir im Podcast.

Stefan:

Wow. Ich weiß nicht, wie es euch da draußen geht, aber ich muss erst mal durchatmen, wenn die Jennifer hier loslegt. Du rauschst ganz schön durch dein Leben. Vielen Dank, dass du uns da so mit reinnimmst. Das war jetzt quasi so der ganze Bogen. Aber ich bin noch mal ganz kurz zurück, weil du hast ein paar Dinge gesagt, die sind so wichtig für die Menschen da draußen, auch das noch ein bisschen greifbarer oder auch praktischer zu bekommen. Ein Punkt, den ich fantastisch finde, ist ja immer in so innerer Arbeit, wenn der Körper mit einbezogen wird. Und du hast gesagt, damals, als ich als Kind beiseitegelegt wurde für diese 20 Minuten, zwei Stunden, weiß ich nicht mehr.

Stefan:

20 Minuten. Das ist ja etwas, was für eine ganze Generation von Kindern gar nicht untypisch ist, sondern einfach ganz normal war, ohne dass es eine Zwillingsschwester gab, sondern einfach weil man das früher so gemacht hat. Und dann hast du gesagt, ich bin gar nicht im Körper gelandet. Nehmen wir uns nochmal damit hin, was bedeutet das genau und wie äußert sich das für Menschen? Weil das war jetzt deine Geschichte, aber wie kann sich das bei anderen Menschen noch äußern, dass sie genau durch das, dass sie in der Kindheit einfach nicht bei der Mama gleich waren, oder dass die Mama vielleicht krank war, oder nach der Geburt selber nicht gesund war, aber einfach da nicht sein konnte. Was bedeutet das? Ich lande nicht im Körper. Und wie macht sich das dann bis heute bemerkbar?

Jennifer Subke:

Ja, das ist total gut, dass du das fragst, Stefan. Früher, also wenn ich zurückdenke, also das ist selbst noch in der Serie, gerne mal Dr. Steyri angeschaut, ich glaube, es waren viele junge Mädels und Frauen angeschaut, es war total nett. Auch da war das noch so. Da habe ich das Sinnbild, ich frage mich, dass früher hat man wirklich... Ein Kind wurde geboren und das Kind, und es geht nicht nur die ersten Minuten nach der Geburt, also die sind super wichtig fürs Bonding, aber das Kind wurde woanders hingefahren. Also man hat praktisch gesagt, die Mama, die hat jetzt eine total stressige Geburt gehabt, was ja auch klar so ist, es ist stressig für den Körper und jetzt kann das Kind vielleicht maximal kurz mal nuckeln oder wie auch immer und dann kommt es gleich zu allen anderen Babys auf die Babystation. Und das Kind an sich hat ja gar keinen Körperkontakt und das ist super wichtig zu sagen.

Jennifer Subke:

Wie du sagst, das ist eine ganze Generation, da hat man das so gemacht, weil man davon ausging, das ist gut, man muss die Mama entlasten. Was man da Mama und Kind angetan hat, ist immens. Also ich kriege da Gänsehaut. Das ist Wahnsinn, weil einfach diese Art von Regulation, also Baby und Mama regulieren sich ja. Und ein Baby kann sich ohne die Mama nicht regulieren. Das ist ganz, ganz wichtig. Und ein Baby kann sich über Körperkontakt regulieren, vor allem, wenn es am Anfang blind auf die Welt kommt. Und das Problem ist, wenn das Baby auf die Welt kommt, ich vergleiche das gerne mit einem Affen, stell dir vor, die Affenbabys, wenn du mal die Dokus anschaust, zwei Sekunden vom Fell von der Mama, die haben ja diesen Greifreflex, wir schreien ja auch von den Affen ab an sich und wenn die das verlieren, die Mama, dann schreien die wie sonst was, weil die Todesangst haben und wir Menschen haben das auch, nur haben wir halt leider kein Fell mehr, woran wir uns festklemmen können und die Mama muss uns tragen.

Jennifer Subke:

Aber genau so ist das. Das heißt, wenn ein Baby die Mama nicht spürt, dann bedeutet das Tod. Also das ist einfach so, weil ein Baby auch nicht bis zu einem gewissen Maße, bis es diese Objektpermanenz, also bis es lernt, Mama ist im anderen Raum, ich bin nicht allein. Das dauert ja Jahre. Bis dahin ist es nur sicher, wenn es die Mama sieht oder fühlt. Und am Anfang kann sie es auch gar nicht sehen.

Stefan:

Wenn du sagst Jahre, gibt es da einen genauen

Jennifer Subke:

Zeitraum? Normalerweise ab drei Jahren lernen Kinder. Und das ist übrigens auch interessant, das haben viele Menschen, weil du fragst, woran erkennt man das heute? Diese Art von Objektpermanenz, das haben viele gar nicht gelernt. Und das zeigt sich dadurch heute noch, zum Beispiel mit deiner Liebespartner, In Liebesbeziehungen kommt es auf, wenn der Partner geht, dass dann oft so das Gefühl, oder die Partnerin, oh Gott, ist er noch da? Man am Handy schaut, was macht der Partner? Also so, das ist ganz oft dieses Ding, man glaubt nicht, dass der andere noch existiert. Und das ist wirklich was, also ich hatte das auch ultra lang, dieses Ding von, oh Gott, ist der noch da? Oder wenn ich zwei Wochen weg war, telefonieren, aber auch telefonieren ist schwierig. Es ist wie, ich muss ihn anfassen, dass ich wirklich glaube, er existiert noch. Und Das sind so Bindungsthemen zum Beispiel, die aufkommen, die man so ganz spezifisch sieht. Und natürlich ansonsten, wenn man am Anfang, also wenn man keine Regulierung durch die Mama bekommt, dann hat man selber halt ein dysreguliertes Nervensystem. Das heißt, Leben ist Drama.

Jennifer Subke:

Das bedeutet, wenn irgendwie was da draußen passiert, dann ist alles gleich dramatisch. Oh Gott, die Note ist nicht so gut. Oh je, oh je. Also es ist so Weltuntergang, so Drama, so oh je, was passiert da? Generelle Unsicherheit, viele Gedanken und viele Kompensationsstrategien. Also dass du halt zum Beispiel sagst, boah, ich muss jetzt an der Uni so und so Noten schreiben oder ich muss auf jeden Fall von meinem Partner alle zwei Stunden eine Nachricht kriegen, dass ich weiß, es passt alles. Also es ist eine Art von Kontrollmechanismen. Das ist mal das eine, wie du das merkst und das zeigt sich ganz individuell. Es ist so ein bisschen abhängig von Mann und Frau auch ein bisschen.

Jennifer Subke:

Und natürlich, in welcher Beziehung du zu den Dingen stehst und was deine Ängste sind. Der eine merkt totale Unruhe, wenn er eine Rechnung reinflattern zieht, weil er halt zum Beispiel Existenzangst hat. Der andere ist es, wenn der Partner irgendwie mit jemand anders spricht, dann ist es, oh Gott, jetzt verliere ich den Partner. Also es ist allgemein einfach diese Art von Überforderung mit dem Leben, dass alles zu viel ist. Und im Nervensystem zeigt sich das. Wir haben ja das Nervensystem, das zwischen An- und Entspannung schwingt, dass das permanent in die Über- und Untererregung geht. Also entweder in dieses Ding von, oh Gott, oh Gott, oh Gott, ja, viele Gedanken, viel zu tun, viel Drama oder diese Art von Unterregulierung, Kollaps, dieses, oh, ich kann gar nichts mehr tun, dieses Netflix-Syndrom, ich lieg hier, bin wie ein Käfer und strecke alle vieren von mir. So, das ist einfach dieses Ding, und dass es super schwer ist, wieder in diesen grünen Bereich des Nervensystems zu kommen, in den Ruhebereich, in den Entspannungsbereich.

Jennifer Subke:

Und viele das auch gar ihr ganzes Leben. Also ich hatte das mein ganzes Leben nie und ich sage immer so gerne, ich habe zum Beispiel auch eine Sehschwäche, naja, wenn ich mein ganzes Leben mit mir bin und dann plötzlich eine Brille aufziehe, also wir haben hier so einen kleinen Baum und vorher den Baum sehe, dann denke ich, der Baum schaut einfach so aus. Wenn ich dann die Brille ausziehe, dann denke ich, das schaut ja ganz anders aus. Das heißt, wir haben das oft gar nicht auf dem Schirm, dass wir zu bedysreguliert sind. Oftmals ist es einfach, wenn du wirklich psychische und physische Themen hast. Also wenn du merkst, ich bin nur noch traurig oder ich spüre gar nichts oder ich bin in Ängsten oder ich merke, das Leben ist ein Kampf. Also das sind so Dinge, die da passieren. Das mal an der Stelle, wie man das bemerkt und mit nicht im Körper landen, ist halt einfach wichtig.

Jennifer Subke:

Es geht darum, das war jetzt bei mir so der Fall, aber es bei vielen, wenn wir mal so diese Säbelsantiga-Analogie sehen von Bedrohung und wie unser autonomes Nervensystem reagiert, dann ist es ja so, wir zwei gehen zum Beispiel durch die Steppe, dann steht der Säbelsantiga da. Dann passiert ja im autonomen Nervensystem ganz automatisch was, ohne dass du jetzt denken musst. Und zwar wird Energie und Angst mobilisiert, dass du entweder kämpfen oder fliehen kannst. Und ein Baby kann ja weder kämpfen und fliehen, sich wieder in den grünen Bereich der Sicherheit des Nervensystems zu bringen. Das heißt, es erstarrt. Das ist die dritte Option. Und erstarren bedeutet, das ist eine biologische Reaktion. Du löst dich aus dem Körper raus, spürst nichts mehr und bist im Kopf, sodass der Sibylzentriker dich nicht so wahrnimmt und gleichzeitig, wenn er nicht reinbeißt, dass es nicht so wehtut.

Jennifer Subke:

Und wenn du das halt als Kind schon so viel Schreckensmoment erlebt hast von Existenzangst, weil deine Mama nicht da ist, dann hast du dir das antrainiert, immer auf Bedrohung zu reagieren mit Dissoziation. Und damit bist du halt nie wirklich gelandet im Körper, sondern wirst irgendwo rum in der Welt, irgendwo in deinem Kopf, in irgendwelchen Illusionen und Fantasien, aber gar nicht auf dem Boden der Tatsachen, so könnte man es sagen, gar nicht wirklich im Körper gelandet. Und vor allem, du kannst das dann auch nicht, weil du das nie gelernt hast, sondern eigentlich immer disreguliert und in Angst durchs Leben läufst.

Stefan:

Und ich glaube, wenn du das jetzt so beschreibst, wird es ein bisschen greifbarer. Diese Situationen, also ein Mensch, der das als Kind erlebt hat, der dann heute oft in Gefahrsituationen, heute bedeutet ja oft nur Konflikt in der Beziehung oder

Jennifer Subke:

Stress in der

Stefan:

Arbeit oder irgendwelche alltäglichen Dinge, die dann im Körper die gleiche Reaktion auslösen und dann dieses Gefühl erzeugen.

Jennifer Subke:

Das sind die Säbelsanitäter der Neuzeit. Genau richtig erkannt. Also die Säbelsantige der Neuzeit sind unsere Bindungserfahrungen aus der Kindheit. Das heißt, wenn wir das Gefühl hatten, zum Beispiel Liebes an Bedingungen geknüpft. Es gibt ja auch die transgenerationalen Traumata, das kommt jetzt noch dazu. Also Es ist wie, unsere Eltern haben ja auch Themen und die Großeltern haben auch Themen und mittlerweile ist ja wissenschaftlich wirklich belegt, dass über sieben Generationen Traumata weitergegeben werden, also Verwundungen. Das heißt zum Beispiel jemand, der, wenn der Opa im Krieg alles verloren hat, dann hat er eine unglaubliche Existenzangst, die nicht aufgearbeitet wurde, die nicht irgendwie geheilt wurde. Und dann hat es der Papa halt zum Beispiel auch, weil das wieder unterdrückt wird und transgenerational weiter gegeben wird.

Jennifer Subke:

Und dann geht das immer weiter. Das heißt dann zum Beispiel heute, wenn bei dir eine Rechnung rein flattert, dann ist das wie, oh mein Gott, ja, das ist eine Bedrohung, als würde ein Säbelzeintiger dastehen. Jetzt mal auf Existenzangst bezogen. Und dann gibt es aber halt auch andere Dinge wie in Beziehung, ja, wenn Liebe an Bedingungen geknüpft war. Und ganz ehrlich, das ist bei fast allen Kindern so. Oh, ich mag dich viel mehr, wenn du lachst. Och, wein doch nicht. Ja, zum Beispiel, du musst nicht weinen.

Jennifer Subke:

Naja, warum? Warum muss ich nicht weinen? Bin ich nicht richtig, wenn ich weine? Ja. Und wenn das ganz oft in der Kindheit passiert, dann entsteht so was wie, okay, wie muss ich sein, dass meine Eltern mich lieben? Und dann entsteht das in der Partnerschaft auch so, wenn man dann das Gefühl hat, der Partner zieht sich zurück, dann entsteht sofort eine Bedrohung von Beziehungsverlust und von Beendigung von Kontakt. Und das sind halt so ganz individuelle Säbelsantike und das löst immer das gleiche im Nervensystem auf. Also es ist wirklich die Reaktion von Energie, wird mobilisiert in Form von Hormonen, in Form von Atmung, in Form von allem Möglichen. Und du reagierst immer wieder auf, ich gehe wieder in den Kopf. Und dann bist du im Kopf und nicht im Körper und du stellst 0, 0 Sicherheit her. Es ist nur eine Schein-Sicherheit, die dann in dir ist.

Stefan:

Wow, vielen Dank. Jetzt verstehe ich, warum du Bücher schreibst. Dieses Wahnsinnswissen muss irgendwo hin.

Jennifer Subke:

Ich schreibe unglaublich gern. Ich war ganz baff, ich habe dieses Buch ja geschrieben in zwei Monaten.

Stefan:

Das glaube ich dir. Ich glaube, du könntest es auch in zwei Tagen schreiben, wenn ich dir zuhöre.

Jennifer Subke:

Dieses Zehn-Finger-System, das habe ich mir nicht angeeignet, aber ich dachte mir, kann ich das nicht irgendwo einschreiben? Und tatsächlich, ich habe jeden Tag was geschrieben und dachte mir, oh, wohin? Und dann habe ich geschrieben, geschrieben und dachte mir, es muss doch irgendwann mal ein Ende haben, bis dann der Verlag gesagt hat, das ist viel zu viel. Und dann haben wir gesagt, wir machen nochmal zwei Bücher über die nächsten fünf Jahre. Also von dem her, es wird alles landen, genau.

Stefan:

So, jetzt verstehen das Menschen und sagen, oh ja, das was die Jennifer da erzählt, das kenne ich so gut, meine Säbelzahndieger und meine Erstarrung oder meine Art der Reaktion auf bestimmte Situationen in meinem täglichen Leben. Was tue ich denn jetzt? Also was klar ist, Das ist glaube ich meinen Hörern hier und Zuschauern auf jeden Fall klar. Ja, so lösen wir das nicht. Aber magst du uns mal mitnehmen in das, was braucht es, damit ich aus dieser zum Beispiel Erstarrung, die ich als Baby oder als Kind schon gelernt habe, im Erwachsenenalter dann einen anderen Weg finde.

Jennifer Subke:

Ja, total gut. Ich finde, du bringst das wirklich immer richtig auf den Punkt, Stefan, also Wahnsinn. Ja, was braucht es jetzt? Also, lass uns mal nochmal in die Situation, bildlich, metaphorisch gehen. Wir haben jetzt da diesen Säbelsandtiger, die zwei Reaktionen, Kampf und Flucht, die unser Nervensystem regulieren und in Sicherheit bringen, was Tiere machen. Also nichtdomestizierte Tiere wie jetzt Hunde haben normalerweise kein Trauma, weil die sich immer regulieren. Die machen immer genau das, was die Instinkte sagen. Also eine Gazelle, die zum Beispiel verfolgt wird, die geht, also Gazellen gehen ja wenig in den Kampf, die gehen ja viel mehr flucht. Und die fühlt sich aber in der Flucht immer sicher, weil das ihr Hauptinstinkt ist.

Jennifer Subke:

Also es ist wie, die ganze Physiologie, der ganze Körper wird so aktiviert, dass sie wirklich zu 100 Prozent das Gefühl hat, genau das Richtige in dem Moment zu tun, zu überleben. Und dann ist sie deswegen auch zehn Minuten später, wenn sie überlebt hat, rast sie total friedlich vor sich hin und ist die größte Interessante überhaupt. Genau, und darum geht es. Und was wir halt machen, wir haben diese Abbiegung genommen, dass wir permanent in der Störung gehen und dass wir im Kopf sind. Und was dann passiert ist, wir spalten uns mehr vom Körper ab Und dadurch merken wir das gar nicht mehr. Also wir checken nicht, krass, ich bin jetzt nicht im Körper. Also bei mir hat sich das gezeigt, dass ich oft das Gefühl hatte, irgendwas stimmt hier nicht. Also ich hatte oft dieses Ding von, das kannst du nicht gewesen sein.

Jennifer Subke:

Ist das Leben? Das kannst du nicht gewesen sein? Und mich auch vieles nicht erfüllt hat. Also ich habe wirklich tatsächlich Erfüllung gar nicht gespürt, egal welche Note, egal in Australien war ich, überall hingereist. Ich habe gedacht, irgendwas ist hier faul, irgendwas stimmt nicht. Und es stimmt auch, irgendwas hat auch nicht gestimmt. Jetzt weiß ich auch warum, im Vergleich zu damals. Und was passiert ist so ein bisschen, du stehst neben dir. Also stell dir mal die Situation vor, da ist wie dein Körper ist wie erscharrt und du kleidest aus dem Körper raus und stehst neben dir und bist im Kopf und dann versuchst du durch Kompensationsmechanismen wie zum Beispiel, ich will auf gar keinen Fall verlieren, also ich lerne einfach so viel. Dann lernst du total viel, dass du eine gute Note hast und nicht verlierst.

Jennifer Subke:

Oder ich tue alles für meinen Partner, dann bleibt Beziehung da. Also du füllst diese Illusionen im Kopf durch Gedankenkarusselle, durch Kompensationshandlungen und du merkst aber ganz ehrlich, jeder der mal ein bisschen tiefer geht, merkt das ist eine Scheinsicherheit. Das heißt, du hast eine Art von Scheinsicherheit, die aber nicht tief landet, die nicht gesättigt ist, die nicht von unten kommt. Und was wir jetzt brauchen ist, Körpersicherheit herzustellen. Das heißt, eine Sicherheit, die von innen raus von deinen Zellen kommt. Und wie du das machst, ist, dass du lernst, erstmal wieder in den Körper zu kommen. Das heißt, dass du Körper spürst. Was wir Menschen machen ist oft, wir schauen auf den Körper runter, Aber wir leben nicht durch den Körper.

Jennifer Subke:

Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich Körper über Kopf habe. Also mein Körper ist präsenter als mein Kopf. Das ist ein Gespür. Früher war es bei mir so, bei vielen Menschen ist es so, dass der Kopf, wenn du mal so spürst, dann ist es wie, der nimmt 90 Prozent ein und der Körper 10. Bei manchen ist es sogar, dass die den Körper gar nicht spüren. Das heißt, es geht erstmal darum, in den Körper zu kommen und zu spüren. Und es funktioniert zum Beispiel bei Körperarbeit über Schütteln. Zum Beispiel eine Schüttelübung zu machen, das funktioniert über Abkneten, mit einer Faszienrolle, mit einer Wurzelbürste.

Jennifer Subke:

Also erstmal anzufangen, Druck und Sensationen im Körper auszuüben, denen wieder eine Leerwendigkeit zu holen. Ich sage immer gern, das ist wie, wenn du anfängst, Muskeln zu trainieren. Je mehr du Sensationen im Körper hast, desto mehr wird sich wieder neuronal was ausbilden, dass dieser abgestorbene Teil präsent wird, durch neuronale Netzwerke auch. Und wenn du das dann machst und in den Körper kommst, dann kommt auch Schmerz. Und das ist wichtig. Meistens ist es wichtig, sich jemanden zu holen, der einen begleitet. Warum? Weil wir wollen Schmerz nicht spüren. Aber warum haben wir uns abgetrennt? Weil es zu schmerzhaft war in der Kindheit.

Jennifer Subke:

Okay, das ist Trauma. Es war zu schmerzhaft. Deswegen haben wir uns abgetrennt vom Körper in den Kopf, es nicht mehr zu spüren. Das ist ein ganz toller Mechanismus. Aber jetzt müssen wir wieder zurück, Leben und Lebendigkeit zu spüren. Dementsprechend, je mehr du in den Körper kommst, desto präsenter wird der Schmerz. Und wenn dieser Schmerz gut gehalten wird, dann kann der wie abgeschöpft werden. Wie so ein See, der dreckiges Wasser hat, wo wir Gutes reinpflücken, das wird abgeschöpft.

Jennifer Subke:

Und dann kommst du in die Regulation, in die Freude, kommst zurück in den Körper, dann kannst du Kampf und Flucht vollführen. Das heißt zum Beispiel, wenn du merkst, dein Partner meldet sich nicht, dass du wirklich Kampf- und Fluchthandlungen machst. Also es kann sein, du rennst ganz schnell auf der Stelle. Es kann sein, du bockst. Also dass du die Physiologie und die Instinkte in deinem Körper ansprichst und das machst, wirklich aktiv im Körper machst, das ist wie eine Wachhypnose. Du machst das und dein Körper plötzlich merkt, boah, ich bin ja gar nicht unsicher. Also der Partner geht und ich bin total sicher. Und dann lernt dein Körper nach und nach halt die alten Wunden, du kannst im Körper bleiben und reagierst dann in Zukunft, Step by Step, auf Bedrohungen immer mit deinen Instinkten.

Jennifer Subke:

Das heißt, es geht darum, Instinkte wiederzulernen und im Körper zu landen. Das ist das Einfachste für uns Menschen, weil es dann ein traumafreier Raum ist, in dem dein Körper heilen kann. Und gleichzeitig das unglaublich Schwierigste, weil wir so eine krasse Abbiegung verpasst haben, dass wir da 0, 0 selber zurückkommen, weil unser Körper nur überleben will. Das heißt, in diesem Erstarrungsmodus ist es für unseren Körper immer okay, warum werden wir immer noch leben. Aber es ist halt ein Überleben und nicht ein leben. Das heißt, das macht schon einen qualitativ immensen Unterschied.

Stefan:

Ein riesen Unterschied. Vielen Dank für die ausführliche und nachvollziehbare Erklärung. Frage, können wir jetzt gleich was machen? Also für Menschen, die sagen, was kann ich denn jetzt tun, außer mich vielleicht auch kurz mal kneten, was kann ich tun, jetzt in dem Moment, wo sie uns zuhören vielleicht, schon mal einen Schritt zu gehen. Das finde ich ganz wichtig, was du gesagt hast. Das ist der eine Schritt, das zu lernen, in den Körper zu kommen. Dann geht es ja den emotionalen Teil, Emotionen halten zu lernen, die dann da sind, die dann ja im Körper stattfinden. Und da braucht es natürlich auf jeden Fall Begleitung. Aber wie kann ich denn schon mal anfangen, zumindest mal da einen Weg hin zu finden?

Jennifer Subke:

Ja, ich glaube, es kommt darauf an, an welcher Stelle der Mensch da draußen ist. Also es gibt Menschen, die sagen, ich spüre da nichts. Da werde ich so krass abgestorben, dass sie das nicht tun. Das heißt, wenn du das jetzt tust und du spürst nichts, heißt das nicht, dass es nicht für dich funktioniert, sondern das heißt einfach, du bist so taub, dass du zwei Wochen mal kneten darfst, bis du dann mal spürst, Ach krass, ich spüre mal was an meinen Beinen. Das heißt, was du mal ganz konkret machen kannst, ist zum Beispiel deine Füße herzunehmen. Das ist etwas, was wir selten machen. Das heißt wirklich deine Fußsohlen herzunehmen und während wir jetzt sprechen, richtig rein zu kneten in die Fußsohlen. Und damit meine ich nicht simpel, sondern es geht darum, so richtig, richtig tief und fest in die Fußsohlen zu kneten und den Fuß, am besten den nackten Fuß, zu verschieben, zu ziehen.

Jennifer Subke:

Und das Interessante am Fuß und an der Fußsohle ist, dass er unseren ganzen Körper abbildet. Das heißt, es ist super effektiv. Und das wirklich mal eine Weile zu machen, richtig, richtig, richtig zu kneten. Wir machen auch gleich einen Vergleich, das einfach mal zu spüren, was Körperspüren macht. Das heißt, du knetest mal richtig da rein. Du kannst auch das Gesicht beziehen und atmen. Es sollte so sein, wie du musst so stark drücken, dass es so unangenehm ist, dass ich mein Gesicht beziehen muss und Kramassen machen muss. Kramassen sind übrigens eine unglaublich tolle Regulation des Nervensystems, weil die auch an die Muskelgruppen fast ansprechen.

Jennifer Subke:

Also auch Grimassen machen, komisch sein und dann gehst du mal in die Waden hoch und massierst mal die Waden mit Und es ist wirklich, du verschiebst die Waden, du greifst rein, du quallst. Nimm irgendwie deine Nägel, nimm die Finger. Sei da nicht zimperlich. Öffne den Mund und atme. Genau. Du machst Grimassen und bewege mal den Rest des Körpers, Oberkörpers mit. Das ist, wie du gehst zu einem ganz körperlichen Ausdruck von Uaah. Und dann atme und spüre mal dieses, wirklich dieses, okay, ich knete hier mein Bein, ich bin hier präsent, ich bin da, genau.

Jennifer Subke:

Und nochmal ganz intensiv, dass es wirklich so ist wie, hey, ich verschiebe hier die Faszien, ich spüre die Verklebungen. Und was du jetzt mal machen kannst, ist aufzustehen, die Augen zu schließen und zu atmen und jetzt mal den Unterschied zwischen rechts und links wahrzunehmen. Das heißt, es können ganz, ganz kleine Unterschiede sein. Du atmest, hast den Mund offen und du nimmst einfach mal nur wahr, wie ist es zwischen links und rechts. Also was spürst du? Wo spürst du ein Kribbeln? Wo spürst du mehr Präsenz? Wo spürst du Druck? Wo spürst du mehr Wachheit? Und Wenn du das jetzt machst, dann geh mal ein Stück weiter. Das heißt, je nachdem, wie unsere Physiologie aktiviert ist, denken wir anders über uns. Das heißt, spür mal so ein bisschen, wenn du ganz sanft in die Knie lockerst und durch den Mund atmest, die Augen zu hast, die Arme entspannt, dann spür mal so, wirklich so hüftbreit stehst du, wo fühlst du mehr Standfestigkeit, wo spürst du, vielleicht nimmst du das linke Bein größer war als das rechte, je nachdem was du angefangen hast, vielleicht merkst du auch, wow, ich fühle mich gewappneter, ich fühle mich dem Leben standfester und sicherer. Also so, und das sind die Themen, die sich dann übertragen.

Jennifer Subke:

Unser Körper ist ja eine 7- bis 10-mal stärker und rein durch diese Aktivierung merkst du schon wirklich eine Veränderung. Und das ist zum Beispiel eine Übung. Ja, das ist natürlich jetzt keine Kampf- und Fluchtübung, aber es ist eine Übung, mit dem Körper in Kontakt zu kommen. Aber Ja, da darf man schon eine Weile dran sein, bis man da wirklich drin ist und bis diese Art von Abspaltung gelöst ist, dass wir sowas mehr wahrnehmen können.

Stefan:

Ja, voll cool. Vielen Dank. Ich habe gerade was gelernt und die Menschen da draußen glaube ich auch. Das ist einfach total spürbar und so essentiell und so wichtig. Voll gut. Was ist so, jetzt wirst du ja selber, den Bogen zu schließen, jetzt wirst du selber Mama. Und jetzt weißt du das ja alles, was da jetzt kommt, was auf dich zukommt, oder was heißt auf dich, was für dieses Kind wichtig ist, das du jetzt gebären wirst neben deinem Buch – Work against the Kopf, es nochmal zu erwähnen. Was ist so das, wo du dir ganz, ganz sicher bist, dass es anders laufen wird, als du Kind warst?

Jennifer Subke:

Ja, also ich glaube, was einfach anders wird, ist nicht, dass ich freier bin von Traumata, oder dass ich eine bessere Mama bin, sondern es geht die Art und Weise, wie ich damit in Kontakt gehen möchte, was mein Kind in mir auslöst. Kinder lösen und holen die tiefsten, verworrenen und schlimmsten Dinge in uns zu Tage. Das heißt, wenn wir in die Augen eines Kindes schauen, erblicken wir pure Liebe. Das heißt, wenn wir ein Thema mit Liebe haben, mit Selbstliebe, was wir übrigens alle haben, wir alle haben Selbstwertthemen, dann wird Schmerz auftreten und dann werden wir versuchen, das abzuwenden. Und es wird auch bei mir noch Themen geben, wo ich nicht sagen kann, das ist jetzt zu 100% fein. Und was ich machen möchte ist, dass ich dem Kind so begegne, dass ich das als Lern- und Wachstumserfahrung nehme, was jetzt schon in der Schwangeren-Wirtschaft passiert ist, und nicht als Vermeidung und Abtrennung, dass ich versuche, das im Kind zu regulieren, sondern dass ich das nehme als Chance, das in mir zu lösen. Und das ist das, was ich anders machen möchte. Und ich denke, es werden trotzdem tausend Dinge schiefgehen.

Jennifer Subke:

Wir haben das Gesundheitssystem, das uns unglaublich viel hilft, aber natürlich auch unglaublich viele Verwundungen macht. Man muss das immer auf beiden Seiten sehen. Und dennoch, ich glaube, es geht darum, da zu sein. Und das ist das, was ich auch anders machen möchte. Ich möchte bei mir sein. Ich möchte beim Kind sein und ich möchte wirklich da sein. Ich möchte an meiner und an der Seite vom Baby bleiben von unserer kleinen Emilia und das ist das wichtigste wenn du bei dir bleibst und bleiben kannst an deiner Seite und an deinem Baby, dann ist es wie, dann passieren schlimme Dinge, aber es ist eigentlich immer Sicherheit da. Und da möchte ich ran und das ist so meine Art und Weise, wie ich das angehen möchte und wie ich das, mich Mamas sein leben möchte.

Stefan:

Voll schön, vielen Dank, dass du uns da so persönlich mit reinschauen lässt und ich glaube, da können jetzt ganz viele Mamas da draußen sehr, sehr viel mit dem, was du gerade gesagt hast, was anfangen und auch dir und deine Geschichte da noch viel mehr in Kontakt gehen. Jennifer, ich sehe schon, wir zwei könnten noch Stunden sprechen. Vielen Dank für heute. Vielleicht gibt es ja mal eine Fortsetzung mit uns beiden. Vielen Dank, dass du da warst, dass du uns so ein Stück weit mitgenommen hast in deine Welt und ja, es hat uns glaube ich alle sehr, sehr bereichert. Vielen Dank.

Jennifer Subke:

Ja, super gern und du kommst ja dann nach meinem Mutterschutz im Oktober zu mir in dem Podcast. Also alle, die das hören und die den Stefan bei mir dann auch erleben wollen, sehr, sehr gern dann im Oktober. Und ja, also es bedeutet mir wirklich sehr viel, das in die Welt zu tragen, weil das so immens wichtige Themen sind, die so wenig Raum in unserer Gesellschaft und Kultur haben und die immer mehr Raum gewinnen dürfen, wirklich ein gutes Leben führen zu können. Und darum geht es mir, warum ich das teile.

Stefan:

Vielen Dank. Und euch da draußen jetzt noch einen wundervollen Tag. Bis zum nächsten Mal. Servus!

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?