Inneres Kind heilen ohne viel Aufwand - Stefanie Stahl im Interview #202

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Stefanie Stahl gilt als Deutschlands bekannteste Psychotherapeutin. Sie hält den ungebrochener Rekord: Mit „Das Kind in dir muss Heimat finden“ steht sie seit 2017 ununterbrochen auf Platz 1 im Spiegel-Ranking Paperback Sachbuch! Über 3 Mio. verkaufte Exemplare allein in Deutsch, übersetzt in über 30 Sprachen und weltweit gelesen. 
Seit 2023 gibt es die Stefanie Stahl Akademie und dort findest du auch mehr zu ihr und ihrem Angebot: www.stefaniestahlakademie.de 

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Stefanie Stahlt erzählt heute, dass dein Inneres Kind heilen auch ohne viel Arbeit möglich ist.  In dieser Folge haben wir die Ehre, Steffi Stahl, eine renommierte Psychotherapeutin und Bestseller-Autorin, zu begrüßen. Gemeinsam tauchen wir in die faszinierende Welt der Psychologie ein. 

Wir diskutieren die Motive des Perfektionismus als Vermeidungsstrategie, um Ablehnung zu vermeiden, und wie unerreichbare Ziele zu angespannten Erwartungen führen. Außerdem beleuchten wir die Bedeutung von Annäherungszielen und wie Veränderungen im Verhalten und Denkmustern pragmatisch in den Alltag integriert werden können.

Darüber hinaus tauchen wir tief in die psychische Struktur und Grundbedürfnisse ein, insbesondere das Bedürfnis nach Bindung und Anpassung. Wir reflektieren darüber, wie unsere Kindheitserlebnisse und Glaubenssätze aus der Vergangenheit uns in unserem Alltag und unseren Beziehungen beeinflussen.


Stefanie Stahl hilft so vielen Menschen einen Schritt zu machen ihr Inneres Kind zu heilen. Sie unterstützt dabei aus der Angst raus zu kommen, den Umgang mit negative Gefühlen zu lernen und Probleme des Alltags mit einem pragmatischen Blick auf die Psyche zu meistern. 

"Herzlich willkommen und grüß dich beim Podcast Heile dein inneres Kind. Ich bin dein Gastgeber Stefan Peck und ich unterstütze dich auf deinem Weg mit deinem inneren Kind. Herzlich willkommen du wundervoller Mensch da draußen. Ich freue mich riesig, dass du heute mit dabei bist. Und vielleicht hörst du es an meiner Stimme, ich war schon lange nicht mehr, ich habe schon so viele Interviews geführt, aber ich war schon lange nicht mehr aufgeregt. Heute bin ich es tatsächlich, weil ich habe es gerade zu ihr selbst auch gesagt, meinem Gefühl nach habe ich die Bob-Ikone der inneren Kinderarbeit vor mir sitzen. Und bei mir herzlich willkommen, Steffi Stahl, so schön, dass du da bist."

Stefanie Stahl: "Danke für die Einladung, Stefan."

Inneres Kind heilen ohne viel Aufwand - Stefanie Stahl im Interview

Stefan Peck: "Ich freue mich wirklich riesig und ich weiß nicht, ob es notwendig ist, im Heile dein inneres Kind Podcast bei mir die Steffi Stahl vorzustellen. Aber was ist so das, was du den Menschen gern sagst? Was du bist, was dich auszeichnet, wer du bist. Die wenigen, die es vielleicht irgendwann mal sehen und dich noch nie gehört haben."

Stefanie Stahl: " Oje, das ist ja so viel. Also von meiner Arbeit her bin ich halt Psychotherapeutin und habe dann auch in dieser Eigenschaft mehrere Bestseller geschrieben und das Kind in dir muss Heimat finden ist sicherlich mein bekanntestes Buch. Das steht jetzt seit sieben Jahren auf Platz eins. Und ja, aber heute sind wir hier, glaube ich, über mein neuestes Buch zu schreiben, mein Arbeitsbuch, wer wir sind. Ich mache auch Podcasts. Ich habe zwei Podcasts. Einen Psychotherapie-Podcast, wo man mir richtig oder mir, dem Klienten oder der Klientin, richtig zuhören kann, wie ich Psychotherapie mache. Der heißt Stahlhaber Herzig und dann habe ich noch einen allgemeinen Psychologie-Podcast und ja, Ich schreibe die Bücher, Podcaste und was weiß ich noch. Ich bin halt auch oft in den Medien, muss ich sagen. Ich werde sehr viel für Interviews und sowas angefragt oder auch mal für die ein oder andere Talkshow. Aber ich habe trotz allem eine ganz gute Work-Life-Balance, weil ich auch ausgesprochen freizeitorientiert bin. Das heißt, ich habe auch noch eine Menge Privatleben, trotz allem."

inneres kind heilen geht ganz leicht

Stefan Peck: "Für mich ja immer super spannend, also die kleine Geschichte dahinter. Was ist das, was du heute für dich sagst, was war das aus deiner Kindheit prägendste? Gibt es da ein bestimmtes Ereignis oder was ist so aus der Zeit, wo du sagst, das hat mich sehr geprägt aus meiner Kindheit?"

Stefanie Stahl: "Bestimmte Ereignisse nicht. Ich hatte eine glückliche Kindheit. Meine Eltern waren beide sehr zugewandt und liebevoll. Ich hatte sogar das Riesenglück, dass mein Vater von zu Hause aus arbeitete. Der war Geschäftsführer der Atlantikbrücke. Er hat zu Hause sein Büro gehabt. Das heißt, ich hatte beide Eltern sehr viel mich und komme aus einem sehr großzügigen und liberalen Elternhaus, aber auch etwas bunt. Also sind auch viele Menschen dort ein- und ausgegangen. Meine Eltern standen im öffentlichen Leben durch den Job meines Vaters. Mich hat die glückliche Kindheit geprägt und damit habe ich auch das Geschenk von meinen Eltern bekommen, dass ich ein ganz gutes Selbstwertgefühl habe. Das ist wirklich einfach ein Geschenk. Wenn man das hat, kann man schon sehr dankbar sein."

Stefan Peck: "Wenn du das so erzählt hast, da waren viele Menschen, öffentliches Leben. Wie kann ich mir das vorstellen? Ich sehe da gerade die kleine Steffi bei all diesen Menschen rumlaufen. Warst du damals schon neugierig? Also nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf das, was sie ausmacht.

Stefanie Stahl: "Gut, da waren jetzt nicht ständig viele Menschen, aber vor allen Dingen meine Mutter war sehr gesellig und Wir hatten die ein oder andere große Party bei uns, wir hatten auch öfter Besuch, wir waren auch öfter unterwegs und so weiter und so fort. Ich hatte schon sehr früh irgendwie so dieses Interesse daran zu verstehen, wie die Menschen ticken. Also schon längst bevor ich Psychologie studiert habe, habe ich mir da immer so Fragen gestellt. Dann habe ich so reflektiert für mich, dass dieser Wunsch nach Liebe und Anerkennung, dass den irgendwie alle Menschen haben und dass alle ganz viel dafür tun. Das waren alles so Gedanken, die habe ich mir schon als Jugendliche gemacht. Meine Mutter war ausgesprochen psychologieinteressiert und auch psychologisch sehr begabt. Die hat dann auch recht spät eine Ausbildung als Heilpraktikerin gemacht und hatte da auch psychotherapeutische Gespräche. Ne, sagt man ja nicht, Psychotherapie ist ja inzwischen geschützt. Ich darf mich Psychotherapeutin nennen, weil ich auch die Approbation habe. Also sagen wir therapeutische Gespräche und die war immer sehr gut im reflektieren und verstehen und analysieren und da habe ich sicherlich was abbekommen, vielleicht per Gen, aber einfach auch, dass die Themen eben interessant waren in unserem älteren Haus und meine Mutter hat auch von Heft 1 an die Psychologie heute abonniert und Ich habe die Verschlungen wie andere die Bravo. Ich habe die immer wahnsinnig gern gelesen. Da war ich 15, also bei dem ersten Abo her war ich gerade 15."

Inneres kind heilen - das wer wir sind Arbeitsbuch von Stefanie Stahl

Stefan Peck: "Krass. Ich habe selber eine 15-jährige Tochter Und ich selber kann mich an mich als 15-Jährigen erinnern. Also da sind viele ganz woanders. Das erklärt vielleicht auch so diese Neugier, die du gehabt hast, dieses Wissen oder die Idee auch von dir, das in die Welt zu bringen. Also du hast ja schon viele, viele Bücher geschrieben und da ziehe ich immer meinen Hut davor, weil Schreiben so gar nicht meins ist. Gibt es dann, wenn du das so erzählst, gibt es dann heute noch Momente in deinem Leben, wo Situationen in deinem Alltag oder in deinem Job dein Schattenkind irgendwie antriggern oder gibt es das gar nicht bei dir?"

Stefanie Stahl: "Es gibt ja das Schattenkind auf der einen Seite und angemessene Emotionen auf der anderen Seite. Natürlich gibt es für mich auch Situationen, die ich als sehr herausfordernd empfinde. Zum Beispiel dieses Wochenende muss ich wieder dafür 15.000, 16.000 Leuten in der Lengstiz-Arena sprechen und das löst einfach Stress aus. Und weil das einfach eine unglaubliche Vortragssituation ist Und da würde ich aber sagen, das hat jetzt mit dem Schattenkind nichts zu tun, sondern das ist einfach auch ein Stück weit normal, dass einem da eine gewisse Versagensangst befällt oder einfach Vortragsangst, also Auftrittsangst, weil es einfach so viel ist. Und das hat eine echt krasse Saalatmosphäre auch. Und Dass das Schattenkind so ausgesprochen getriggert ist, würde ich eigentlich nicht sagen. Mein Schattenkind war sowieso nicht so immens groß. Ich musste es an ein paar Stellen, als ich das Wort noch gar nicht hatte, früher ein bisschen bearbeiten, ein bisschen korrigieren. Das habe ich aber ganz gut hingekriegt. Wenn man das einmal hinkriegt, dann ist ja irgendwie auch gut. Ich meine, das heißt ja nicht, dass man sich trotzdem immer selbst reflektiert und hinterfragt. Und ich habe zum Beispiel eine Eigenschaft, die finde ich auch nicht so gut, aber ich glaube auch nicht, dass die schattenkindbedingt ist, sondern eher so ein Wesenszug, so ein genetisch Bedingter, das ist eine gewisse Ungeduld. Das hängt sicherlich auch mit meiner Extroversion zusammen. Extrovertierte sind halt schneller ungeduldig und sind leider auch schneller ein bisschen gereizter oder ein bisschen impulsiver. Und Ungeduld und Gereiztheit liegen leider nah beieinander. Das heißt nicht, dass ich dauernd gereizt bin. Im Gegenteil. Ich glaube eigentlich, dass ich meistens nett bin und auch völlig okay. Aber die Ungeduld kann schnell getriggert werden bei mir. Und dann, finde ich, gewinne ich immer so etwas unsympathische Züge, wie ich eingestehen muss. Zum Beispiel, wenn das in einem Restaurant ewig dauert. Das kann mich wahnsinnig machen. Also so, wo es nicht vorangeht. Das sind so Situationen, die mich total nerven. Da muss ich mich, wie ich immer predige, ertappen und umschalten. Ertappen heißt ja, das nehme ich immer für das Schattenkind, dass man merkt, man ist in diesem Muster gefangen. Ob das jetzt ein Schattenkind muster ist oder nicht, ich muss mich ertappen und die Situation einfach relativieren. Das ist für mich dann das Allerwichtigste. Zu sagen, Steffi, wovon reden wir hier jetzt eigentlich? Es steht dein Leben nicht gerade auf dem Spiel. Also, dass ich mich wieder in meinen Verstand reinbringe und diesem Gefühl nicht so nachgebe und mich da nicht so wahnsinnig reinsteige. Obwohl ich das auch nicht immer tue. Manchmal, weiß ich auch nicht, dann rauscht das Programm halt so ein bisschen einfach ab. Weil auch Attappen und umschalten erfordert geistige Disziplin, mentale Disziplin. Und die hat man auch nicht immer. Gerade wenn es so gegen Feierabend geht und vielleicht hat man auch einen angestrengten Tag, dann ist das ja wie so ein Gehirnmuskel, diese Disziplin. Und der wird natürlich auch lahm abends. Ja, deswegen brechen ja auch die meisten Diäten abends zusammen, weil dann irgendwie dieser Entscheidungsmuskel schon ziemlich ausgeleiert wurde über den Tag.

Stefan Peck: "Ja, ja, vielen Dank. Und ich finde es so wertvoll, dass du das sagst, dass es dir da auch so geht. Sonst hat man immer die Idee, die Menschen, die damit arbeiten oder Bücher darüber schreiben, die sind da immer raus. Aber natürlich hat das mit unseren Kapazitäten zu tun oder mit dem Stresslevel, der sowieso den ganzen Tag schon stattfindet, Wie aufmerksam kann ich noch sein, das zu bemerken und dann darauf noch reagieren zu können?"

Stefanie Stahl: "Ja, genau."

Stefan Peck: "Ja, voll gut. Vielen Dank. Das war so der Impuls auch von mir vor dem Gespräch, so mit dir so ein kleines Experiment zu machen, weil Ich kenne nämlich gerade eine Seite von mir, wo dieses ziemlich sicher aus meinem Schattenkind etwas angetriggert wird über meine Arbeit. Ich bin nämlich seit einigen Monaten nicht mehr alleine, sondern habe jetzt Leute, die mit mir gemeinsam arbeiten. Und trotzdem triggert es in mir etwas ganz Altes immer an, dass ich durch den frühen Tod meiner Mama, die ist gestorben, als ich fünf Jahre alt war, das ist so der Antrieb für das ganze Heile dein inneres Kind singen beim Stefan Peck, Und da kommt dann sofort, okay, wenn ich das jetzt wieder doch alleine machen muss, ich bin alleine auf der Welt. Dann merke ich sofort, da geht in mir so dieses, boah, ich bin dann getrennt, Also auch von meiner Frau, die auch mitarbeitet, Pümi dann getrennt oder der Mitarbeiterin, die mitarbeitet. Wie hilft mir das? Das Buch, das Arbeitsbuch. Zum Beispiel, nur so eine Idee. Ich wollte das mal so in den Ring werfen, weil ich das gerade so aktuell immer mal wieder merke. Früher waren es Beziehungsthemen, die mich so oft getriggert haben. Heute ist es die Arbeit. Aber dabei ist

Stefanie Stahl:  "es auch ein Beziehungsthema, das Alleinsein und sich dann von den Mitarbeitern getrennt fühlen. Also da geht es ja eigentlich auch Ertappen und Umschalten, dass du dir noch mal ein für alle mal klar machst, dass das mit der Mama Vergangenheit war. Also es geht ja letztlich immer darum, die Vergangenheit von der Gegenwart zu unterscheiden. Das ist ja eigentlich alles. Wenn du sagst, das ist ein Schattenkind-Thema, dann ist es ja die Vergangenheit. Und dass du plötzlich ganz allein dagestanden hast und dass du das dir im Moment klar machst und dann vielleicht auch liebevoll mit diesem Schattenkind sprichst. Ach je, du armes, armer, armer kleiner Stefan fühlt sich jetzt wieder so getrennt. Das war auch nicht leicht mit der Mama. Aber guck mal, heute sind wir doch groß und das sind doch deine Mitarbeiter. Und dann nennst du mal innerlich vielleicht die Namen von denen. Und die sind doch da und die haben auch Bock, bei dir zu arbeiten. Und natürlich kann mal der ein oder andere kündigen, aber dann finden wir bestimmt jemand Neues. Und dann auch wirklich noch mal dieses innere Gefühl der Verbundenheit zu deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mal fühlst und aufbaust. Dass du dich eben nicht so entkoppelt fühlst, sondern die innere Verbindung wiederherstellst. Also ganz bewusst, das kann man ja ganz bewusst machen.

Stefan Peck: "Das finde ich spannend. Das sind jetzt zwei Ebenen, die du ansprichst. Das eine ist mein innerer Dialog mit mir, mit dem kleinen Stefan von damals, aus meiner Vergangenheit und das andere ist aber die Beziehungsebene heute, die sie betrifft, wo ich dann sage, ah ok, da ist die Katrin oder Katharina, also Mitarbeiterin oder Frau und ich gehe innerlich wieder bewusst in Verbindung, oder?"

Stefanie Stahl: "Genau, ja also das kann auch einfach innerlich sein, dass du innerlich dir noch mal bewusst machst, zum Beispiel deine Frau ist ja wunderbar, wenn die deine Mitarbeiterin ist, wie viel sie dich schon zu dir gehalten hat und dass du ihr vertrauen kannst und dann holst du diese Gefühle einfach noch mal bewusst nach vorne. Und ich glaube, das hilft vielen auch, die das jetzt hören und sehen, zu sagen, ah, ok, Moment einmal, es geht, Jetzt sind wir so ein bisschen bei einer Schrittanleitung, die ich gar nicht so gerne mag, weil die gibt es im Grunde ja fast nicht. Aber so dieses, okay, ich darf mich dabei ertappen, wenn so Muster auftauchen. Ich darf dann in den inneren Dialog gehen mit mir, sei es jetzt mit dem Kind oder einem anderen Partei, der da gerade in mir ist, und ich schaue, wie kann ich mit dem Menschen, wenn es jetzt Beziehungen betrifft, dann wieder in Kontakt gehen. Und das ist ja losgelöst von dem, oh, ich bin jetzt ganz alleine oder ich schaffe das nicht oder ich bin nicht gut genug oder oder also ist eigentlich im Grunde losgelöst von den Glaubenssätzen.  Also die Glaubenssätze sind ja auch wieder Vergangenheit und da sind die ja in der Regel entstanden und wenn ein alter Glaubenssatz in mir angetriggert wird, dann bin ich in dem Moment identifiziert mit diesem Gefühl auch, was dazu gehört. Das heißt, ich bin in dieser ersten Position der Wahrnehmung, das heißt, ich bin identifiziert mit meinem Denken und Fühlen. Und jetzt kann ich mich ertappen, indem ich das merke. Ich merke ja das Gefühl, was da hochkommt, dieses Einsamkeitsgefühl oder eine Verlustangst oder was auch immer. Ich muss es halt merken, sonst läuft das Programm ohne mich ab.

Stefan Peck: "Und dann kann ich bewusst einen Schritt zur Seite treten und in meinen Erwachsenenverstand umsiedeln. Und dort bin ich in der Beobachterposition. Dort kann ich von außen drauf gucken und von außen kann ich halt erkennen, dass es nicht damals die Situation mit Mama ist, sondern meine Frau in der Firma ist und zuverlässige Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen in der Firma sind und kann das meinem inneren Anteil, meinem inneren Kind, dem Schattenkind auch nochmal erklären. Und dann kann der Erwachsene natürlich Maßnahmen ergreifen, gegen dieses Gefühl anzuarbeiten. Noch besser ist es natürlich, du würdest dieses alte Glaubenssystem loswerden. Also dass du das rausbekommen würdest. Okay, das heißt... Dass du den mal nochmal ein bisschen tiefer sacken lässt und trainiert. Ich kann mich jederzeit verbinden. Du bist ja heute nicht mehr klein und ausgeliefert. Du kannst dich ja aktiv verbinden. Du hast ja viel mehr Kontrolle als als Kind.Auch da finde ich es wieder so schön, diese aktive Rolle auch anzusprechen. Das heißt, im Grunde brauche ich ja sowieso diesen Motor in mir zu sagen, hey, ich übernehme das, ich kann das heute aktiv gestalten Und dann gehe ich hin und formuliere, wie du es gerade so schön gemacht hast, ich glaube, so schön hat das noch nie jemand für mich formuliert, dann formuliere ich meinen alten Glaubenssatz und schaue aber, dass ich den wirklich, weil es wird ja nicht reichen, mir den einmal aufzuschreiben und den einmal zu lassen.

Stefanie Stahl: "Nein, nein, das ist wichtig, dir mit Situationen zu füllen, Also Situationen, wo das so ist, wo du dir vorstellst, wie du in Verbindung gehst, dass du in Verbindung bist, dass du dir Beziehungen bewusst machst, mit denen du eng verbunden bist und dir bewusst machst, dass es unwahrscheinlich ist, dass die jetzt alle plötzlich versterben, dass das was Altes ist in deinem Gehirn und so weiter. Und dann wirklich dieses Gefühl der Verbindung und Bindung auch aufkommen lässt. Und damit gekoppelt an das Vertrauen, also wäre auch ein schöner Glaubenssatz für dich, ich darf vertrauen, dass Menschen bei mir bleiben."

Stefan Peck: "Ich nutze wieder mal meinen Podcast für meine Selbstheilung. Deswegen mache ich die ganze Arbeit vermutlich auch. Vielen Dank dafür, das finde ich super spannend. Weil gerade das, was du jetzt gesagt hast, in dem Moment, wo ich es ja mit konkreten Situationen verbinde, dann fühle und natürlich auch mein Körper spürt und sagt, ich sitze jetzt gerade, also mit meinem Kopf, sitze gerade am Abendessen-Tisch mit meiner Frau, mit meinen drei Kindern, die Katze ist noch irgendwo rum, Und alle lachen und haben einen schönen Moment. Mir das da bewusst zu machen in Verbindung mit diesem neuen Glaubenssatz und dann auch zu spüren, hey, es ist wirklich so. Dass mein Körper mir glaubt.

Stefanie Stahl: "Genau, dass du wirklich in die Realität der Gegenwart kommst, in das Hier und Heute, weil dein Gehirn verwechselt das ständig, rutscht immer wieder in die Vergangenheit und denkt, die Vergangenheit wäre die Wahrheit."

Stefan Peck: "Ja, voll gut. Okay, und wenn ich das regelmäßig mache, dann ersetzt das Neue das Alte? Kann man das so vereinfacht sagen?"

Stefanie Stahl: "Genau. Also wir haben ja so gelernt, dass man so alte Verknüpfungen wohl nicht ganz löschen kann, aber man kann neue aufbauen, die dann halt vom neuronalen Fahrt einfach stärker werden und ausgebaut werden. Also dass man neben die alte Verknüpfung quasi eine dreispurige Autobahn noch mal baut und neuen Verknüpfung, die dann halt leicht befahrbar ist."

Stefan Peck: "Wo mein Gehirn sagt, das kenne ich schon, das kenne ich schon, das kenne ich schon. Und vorher ist es noch quasi Dschungel und gibt es noch keinen Weg durch. Aber mit der Zeit."

Stefanie Stahl: " Ich höre ja von so vielen Leserinnen und Lesern, ich habe ja inzwischen so wahnsinnig viele Rückmeldungen auch zu meinen Büchern. Und so viele erzählen mir, auch wenn sie nur mit meinen Büchern gearbeitet haben, Steffi, das hat Wochen bis Monate gedauert und ich habe ganz viele Attappen und Umschalten gemacht, weil darum geht es ja dann, das in den Alltag auch zu integrieren. Und mein Schattenkind zeigt sich immer seltener. Das ist nämlich auch so eine Art Glaubenssystem, dass Veränderung immer wahnsinnig lange dauern würde. Und das ist auch überhaupt nicht meine psychotherapeutische Erfahrung.

Stefan Peck: "Ja. Ich glaube auch, warum viele dieses Gefühl haben, weil sie mal irgendwas anfangen oder hier mal ein Buch lesen und dann finden sie es toll, dann machen sie es jetzt so eine Woche und dann hat sich vielleicht noch nichts verändert. Oder sie sind mal auf einem Workshop oder Seminar, machen das da und hat sich noch … Also es braucht schon, da bin ich voll bei dir, es braucht keine Ewigkeit oder diese Idee, mein ganzes Leben habe ich mit diesen Themen zu kämpfen, sondern es braucht einfach mal Konsequenz, das in den Alltag zu integrieren. Und dann merkt man, dass es sich mit der Zeit verändert."

Stefanie Stahl: "Ja, das ist halt immer das Problem. Das Problem ist, dass wir Menschen irgendwie auch so Energiesparmodelle sind, also sprich ein bisschen faul sind und auch gerne ganz schnelle Ergebnisse haben und dann schnell frustriert sind und das wieder beiseite legen. Aber deswegen, weil ich ja auch zu diesen gehöre, also ich habe auch keinen Bock auf so viel Aufwand, habe ich ja meine Lösungsansätze extra so pragmatisch gehalten, dass es eben nicht so viel Arbeit ist. So Attappen und umschalten, mehr muss ich ja gar nicht. Ich muss einmal mein Programm verstehen, das geht auch relativ schnell, und dann mir ein Gegenprogramm überlegen, weil das ist, wenn das alte nicht mehr ist, ist es immer gut, wenn was Neues da ist. Und wie jetzt zum Beispiel deine Glaubenssätze, ich kann mich jederzeit verbinden und ich darf Vertrauen des Menschen bei mir bleiben. Das wäre dann ein gesundes Gegenprogramm, was ich ja so mit diesem Sonnenkind bezeichne, was man auch so entwickeln kann. Am besten noch, indem man sich auch ein paar neue Verhaltensstrategien überlegt, wie man sich vielleicht auch konstruktiver verhalten kann. Und alles, was es dann ja noch braucht, ist zu merken, wenn man im Alltag wieder abrutscht ins Alte und umzuschalten. Mehr braucht es ja nicht. Und das kann man trainieren. Und das finde ich jetzt nicht so wahnsinnig arbeitsaufwendig und das haben ja viele schon bestätigt, sonst wäre es ja nicht so erfolgreich, wenn alle abbrechen würden.

Stefan Peck: "Ja, ja und das finde ich total super, weil ich glaube diesen Pragmatismus braucht es auch ein Stück weit, zu sagen, hey, klar, es ist was zu tun, aber es ist jetzt kein Hexenwerk. Also jeder, der wirklich sich dazu entscheidet und diese alten Ideen in sich aus seiner Vergangenheit verändern will, adapten, umschalten, neue Verhaltensmuster, gewissen Routine darin finden, that's it. Und irgendwann funktioniert es vermutlich auch automatisch."

Stefanie Stahl: "Genau, Richtig."

Stefan Peck: "Okay, wenn wir das jetzt noch ein bisschen ummünzen, weil was mir sehr oft begegnet bei Menschen, die zu mir kommen, sind viele Frauen dabei, die in ihrer Beziehung eine Position einnehmen, die eher über funktionieren, wie man es funktionieren bezeichnen kann, oder die auch sich in ihrer Beziehung eher unterordnen, auch gerade gegenüber, egal welche Beziehung es ist, aber klassischerweise mal ein Mann-Frau-Herr, gerade gegenüber dem Mann. Kannst du dazu was noch sagen?"

Stefanie Stahl: "Wir haben ja bisher viel über das innere Kind geredet und damit eigentlich auch über meine älteren Bücher, das Kind, ihr müsst Heimat finden, das Arbeitsbuch. Aber ich habe jetzt ein neues Arbeitsbuch geschrieben. Und da geht es ja wirklich den Bauplan der Psyche, also wie wir insgesamt psychisch überhaupt aufgestellt sind, also die Architektur unserer Psyche. Und die gute Nachricht ist, es ist nicht besonders kompliziert. Wir sind psychisch viel einfacher strukturiert als zum Beispiel körperlich. Also unseren Körper zu verstehen in seinen Funktionen, das ist erheblich aufwender als uns psychisch zu verstehen. Beides ist ja aus der Evolution hervorgegangen. Da sind entscheidend unsere Grundbedürfnisse, unsere psychischen Grundbedürfnisse. So wie wir körperliche Grundbedürfnisse haben, so haben wir auch psychische Grundbedürfnisse. Und ganz, ganz wichtig ist eben auch unser erstes Grundbedürfnis, nämlich das nach Bindung und Zugehörigkeit. Das heißt, jeder Mensch will irgendwo dazugehören und angenommen werden. Und für die Bindung brauche ich Anerkennung. Wenn mich keiner anerkennt, bindet sich keiner an mich. Und manche haben eben schon sehr früh gelernt als Kinder, dass Bindung kein Geschenk ist, sondern auch etwas ist, was sie sich so ein bisschen erarbeiten müssen, indem sie sich anpassen. Das heißt, dass sie schon als Kinder die Verantwortung dafür übernommen haben, dass ihre Beziehung zu den Eltern gelingt, indem sie sich eben stärker an die elterlichen Bedürfnisse angepasst haben. Und zwar mehr, als es für ihre persönliche Entwicklung gut war. Natürlich kann auch noch hinzukommen, dass man vielleicht auch mit so einem besonders sensiblen und harmoniebedürftigen naturell schon auf die Welt gekommen ist, das befördert das dann natürlich noch. Aber was dann eigentlich passiert ist, dass diese Menschen überangepasst sind. Und hinter Überanpassung steht eben auch ein eher labiler Selbstwert. Also dieses Grundgefühl, eigentlich genüge ich nicht so, wie ich bin. Ich muss irgendwie schon ein bisschen was tun, damit ich dir gefalle, damit du mich anerkennst und dich an mich bindest bzw. Bei mir bleibst. Und das läuft dann über diese Anpassung an. Anpassung heißt ja, dass ich mich sehr deinen Wünschen anpasse, deinen Erwartungen anpasse, deinen Vorstellungen anpasse und darüber mich natürlich ein bisschen aus den Augen verliere. Das heißt, die innere Balance dieser Frauen ist zugunsten der Bindung gestört. Und Männer verankern sich halt öfter auch auf dem autonomen Pol. Das ist ja ein weiteres Grundbedürfnis von uns, das ist nach Autonomie und Kontrolle. Was so viel bedeutet wie, ich will ja auch meine Ziele verfolgen, mein Leben gestalten. Kontrolle brauchen wir alle wie die Luft zum Atmen. Kontrolle heißt ja nichts anderes, als dass ich irgendwo eingreifen kann, dass ich nicht nur ausgeliefert bin, dass ich Beziehungen auch mitgestalten kann und ihnen nicht nur ausgeliefert bin. Und Männer verankern sich ganz gern mal zu stark auf dem autonomen Pol. Die sind also nicht überangepasst, die sind überabgegrenzt. Die kommen dann auch aus einer vielleicht nicht ganz leichten Kindheit und haben dann aber eher unbewusst den Beschluss gefasst, am besten verlasse ich mich nur auf mich selbst. Und gucke auch zu, dass ich immer meine Autonomie verteidige. Und die setzen dann oft zu viele Grenzen und sind zu wenig kompromissbereit auch. Ja, wenn die beiden in einer Beziehung landen, kann das natürlich auch zu schwierigen Dynamiken führen. Also dass die Frau sich immer mehr anpasst, immer mehr Nähe will als der Mann. Der Mann grenzt sich immer wieder ab, hat immer so Freiheitsbestrebungen, was die Frau wiederum verunsichert, weil sie dann so Verlustängste bekommt. Dann fängt sie vielleicht ein bisschen an zu klammern oder mehr Nähe einzufordern. Das bestärkt den Mann wieder in seinem Grundgefühl, dass Beziehungen was Anstrengendes sind und dass Beziehungen zu viele Kompromisse bedeuten. Im Kern ist aber die Problematik eigentlich dieselbe. Denn wenn jemand denkt und fühlt, beziehungsweise dass ich viele Kompromisse eingehen muss, dann ist er auch überangepasst, weil er im tiefsten Inneren ja auch denkt, so wie ich bin, reiche ich nicht. Eigentlich muss ich mich ganz viel anpassen, eigentlich muss ich jetzt nach deiner Pfeife tanzen und dann kommt aber dieser Widerstandsimpuls, ein Scheißdreck muss ich. Und dann geht es eben mehr in dieses autonome, auch selbstbezogene, Also zum Beispiel Menschen, die auch unter einer echten Bindungsangst leiden, die haben ja dieses Dilemma, dass sie sich immer so schnell unter Druck gesetzt fühlen von Erwartungen, sich so eingeengt fühlen in Beziehungen. Das ist ja deren Fehlprogrammierung. Und die sind zum Teil radikal kompromisslos auch und die allein herrschen über Nähe und Distanz in einer Beziehung. Das ist ein sehr sehr schwieriges Verhaltens- und Prägungsmuster und es ist ganz wichtig, dass man das bei sich erkennt und sich da weiterentwickelt und das auflöst.

Stefan Peck: "Und das, was du jetzt beschrieben hast, genau diese Beziehungsdynamik, ist ja wie diese Magneten, die sich dann immer wieder abstoßen. Sie sucht Nähe aus dem gleichen Bedürfnis wie er, Abgrenzung aus dem gleichen Grundbedürfnis im Grunde."

Stefanie Stahl: "Genau."

Stefan Peck: "Erklärt das auch, oder steckt da noch mehr dahinter, weil ich gerade auch mit vielen Männern spreche, die plötzlich viel mehr Interesse an innerer Kinderarbeit haben, wie vielleicht früher noch, was ich toll finde. Aber erklärt das auch, warum die Männer dann manchmal, weil sie sich so überabgrenzen müssen aufgrund ihrer Erfahrungen oder ihrer Prägungen, dass sie weniger über ihre eigenen Gefühle sprechen können? Oder gibt es da noch andere Gründe dafür, dass dieses Klatsche, der Mann erzählt nicht über sich oder spricht nicht über seine Emotionen?"

Stefanie Stahl: "Ja, die sind ja oft so einfach sozialisiert worden, dass Jungs einfach viel weniger gelernt haben, als Mädchen, Beziehungen zu pflegen oder über Gefühle zu reden. Und das war ja auch lange so ein falsches Erziehungsideal, was sich jetzt einfach verändert. Und die jüngeren Männer sind viel aufgeschlossener für Selbstreflexion und auch für innere Kindarbeit und haben dann auch einen viel besseren Kontakt zu ihren Gefühlen und können sich natürlich auch besser ausdrücken."

Stefan Peck: "Okay, also es besteht Hoffnung."

Stefanie Stahl: "Ja, Auf jeden Fall."

Stefan Peck: "So ein bisschen den Bogen zu spannen, wir sind beim Schattenkind gestartet. Zu deinem Sonnenkind, was sind so Qualitäten, die du aus dieser schönen Kindheit, die du hattest, so besonders diesem Kind zuordnest oder auch bis heute so ganz ausgeprägt leben darfst?"

Stefanie Stahl: "Also wie gesagt, ich habe ein relativ gutes Selbstwertgefühl, das heißt ich bin nicht ständig an mir im Zweifel, mich grundsätzlich in Frage zu stellen. Und da das Selbstwertgefühl ja das Epizentrum auch der Psyche ist, bewirkt es natürlich auch, dass ich diese ganz gute Balance habe zwischen Bindung und Autonomie. Das heißt, ich kann mit einem guten Gefühl Ja sagen und mich anpassen, aber Ich kann auch Nein sagen und mich abgrenzen. Das ist immer die günstigste Voraussetzung, gesunde Beziehungen zu führen. Und weil ich nicht so getrieben bin von meinem niedrigen Selbstwertgefühl, kann ich mich auch durchaus gut entspannen. Ich kann auch gut Freizeit genießen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich permanent liefern muss. Ja, also ich habe nicht so ein inneres...Also am Wochenende.."

Stefan Peck: "in der Nexus Arena vielleicht?"

Stefanie Stahl: "Ja, da schon. Das habe ich jetzt gesagt. Aber ich habe mir tatsächlich gesagt, ich mache das nicht mehr. Ich mache das jetzt zum dritten Mal. Ich denke, ich mache das jetzt mal. Du siehst den Stress nicht mehr an. Aber genau, ich bin nicht permanent getrieben, ich muss nicht mir und anderen ständig was beweisen. Das heißt, ich bin durchaus auch genussfähig. Und wenn man halt auch wieder Epizentrum, Selbstwertgefühl, ich bin dadurch auch konfliktfähig. Das ist die autonome Seite. Ich kann eben durchaus auch für mich eintreten oder sagen, wenn mir was nicht gefällt. Ich sage ja immer so einer meiner Lieblingssprüche. Es geht ja keine Information verloren, wenn man etwas freundlich sagt."

Stefan Peck: " Das nehme ich mit, das finde ich super. Ja, ja. Da möchte ich doch noch mal ganz kurz einhaken. Epizentrum der Psyche, das finde ich super und vermutlich finden wir mehr dazu in dem Arbeitsbuch, wer wir sind, weil du sagst Bauplan der Psyche. Warum ist der Selbstwert das Epizentrum der Psyche?"

Stefanie Stahl: "Weil das die Antwort auf die zwei lebensentscheidenden Fragen gibt, nämlich erstens, was bin ich wert und zweitens, was muss ich tun, geliebt zu werden? Und danach richtet sich dann alles Mögliche aus. Danach richtet sich aus, wie gut ich in der Balance bin zwischen Autonomie und Bindung und welchen guten Zugang ich zu meinen inneren Gefühlen habe. Also ich erzähle jetzt mal gerade Alle vier Grundbedürfnisse, psychischen, darum geht es ja eben auch in dem Buch. Also das erste nach Bindung hatten wir, das zweite nach Autonomie und Kontrolle. Das dritte ist tatsächlich, dass jeder Mensch weltweit seinen Selbstwert gerne lieber hoch hält. Also Kein Mensch wird gerne beschämt oder verletzt. Der Selbstwert ist schon etwas, das wir bangen sozusagen. Und das Dritte ist eben, dass wir gerne belastende Gefühle wie Trauer, Angst, Schamgefühle oder was auch immer vermeiden und uns möglichst gerne gut fühlen möchten. Jetzt noch mal zum Selbstwert. Der ist insofern schon auch das Epizentrum, weil der Selbstwert ja auch im Laufe der weiteren Entwicklung auch mit über unser Selbstbild bestimmt. Und was ich halt von mir denke und halte, das projiziere ich natürlich auch in die Köpfe der anderen. Wie sollte es anders sein? Wenn ich wirklich glaube, dass ich nicht genüge, dann ist das meine Wahrheit. Genauso wie meine Wahrheit ist, dass ich Steffi Stahl sehr, sehr dunkelbraune Haare habe. Das ist einfach so. Da könnte mir jetzt keiner einreden, dass ich blond wäre. Bin ich einfach nicht. Punkt. So. Das ist meine Wahrheit und genauso ist es eben bei vielen Menschen auch gefühlt die Wahrheit, dass sie nicht okay sind und dass sie eigentlich nicht ausreichen. Wenn das meine gefühlte Wahrheit ist, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass jemand anders das anders sieht. Ich gehe auch nicht davon aus, dass jemand mich als Blondine wahrnimmt. Zumindest nicht unter der Bedingung, dass ich mein wahres Gesicht zeige. Also was jetzt dieses Gefühl von ich genüge nicht. Also Da habe ich ja immer diesen kleinen Anpassungsdruck, es irgendwie zu gefallen, in anderen recht zu machen oder wenn ich auf der autonomen Seite bin, zu sagen, ich scheiß drauf, ich brauche eure Anerkennung nicht, ich bin sowieso meine eigene Insel. Aber dann bin ich eben auch über abgegrenzt. Das heißt, das Selbstwertgefühl bestimmt eben auch sehr viel darüber, wie ich in Bindung gehe bzw. Wie ich meine Autonomie lebe. Und genau, deswegen ist das Erzärtgefühl schon sehr zentral."

Stefan Peck: "Vielen Dank für die Erklärung. Ich glaube, das macht für viele, bei mir zumindest, so ein Aha-Moment. Es macht so Sinn, dass das das Zentrum dessen ist, was für uns alle so wichtig ist."

Stefanie Stahl: " Der Selbstwert bestimmt ja auch ganz viel darüber, ob ich eher ein Vermeidungs- oder ein Annäherungstyp bin. Das finde ich auch sehr interessant. In der Psychologie gibt es ja nur zwei Richtungen, in die ich mich bewegen kann, anders als geografisch. Und zwar entweder Annäherung oder Vermeidung. Und ganz viele Menschen haben unbewusst ein sehr, sehr hohes Vermeidungsmotiv. Das heißt, die tun unbewusst ganz viel dafür, nicht abgelehnt zu werden. Nicht etwas zu erreichen, sondern nicht abgelehnt zu werden, nicht kritisiert zu werden. Und solche Vermeidungsschutz- strategien sind zum Beispiel ein überhöhtes Harmoniestreben, dann eine überhöhte Anpassungsbereitschaft, Perfektionsstreben. Es ist in der Regel immer ein hohes Vermeidungsmotiv von überangepasstem Mensch, dass man versucht, alles möglichst perfekt zu machen. Und einfach nur mit dem Ziel, nicht auf Ablehnung zu stoßen. Und das Dumme bei Vermeidungszielen ist, dass ich sie nicht erreichen kann. Das heißt, solange ich lebe, bin ich verletzbar. Und kaum habe ich eine potenzielle Verletzung vermieden, lauert ja schon wieder die nächste. Also Ich komme im Grunde nie an. Und deswegen können ja Millionen Menschen auch nicht still sitzen. Weil die immer in dieser angespannten, ängstlichen Erwartung sind. Die haben immer so ein chronisches Anspannungsgefühl. Und das vor allen Dingen laut wird, wenn drumherum nichts passiert. Also wenn sie eher mal zur Ruhe kommen. Und viele haben eben unbewusst dieses Vermeidungsmotiv und allein sich das schon mal klar zu machen, ja stimmt, ich mache eigentlich ganz viel nicht, irgendwas Bestimmtes zu haben, sondern ganz viel mache ich eigentlich nur, zu vermeiden, dass ich auf Ablehnung stoße. Das hat natürlich ungeheure Auswirkungen auf meinen gesamten Daseinsvollzug, wie ich mein Leben gestalte. Ernährungsziele sind besser, da weiß ich nämlich auch, wann ich es erreicht habe. Also wenn ich sage, ich möchte unbedingt in die nächste Beförderung kommen beruflich, und wenn ich die dann erreicht habe, weiß ich, dann ist das schon mal erledigt. Wenn ich sage, ich will die und die Frau unbedingt an mich binden, ich will die haben, ich will mit der eine feste Beziehung haben, dann weiß ich, dass ich mein Ziel erreicht habe, wenn sie irgendwann Ja sagt und wir eine glückliche Beziehung führen."

Stefanie Stahl: "Also, Annäherungsziele sind natürlich echt günstiger."

Stefan Peck: "Ich werde unbedingt Steffi Stahl irgendwann einmal in meinem Podcast haben. Er reicht."

Stefanie Stahl: "Genau, ein gutes Annäherungsziel. Ein sehr gutes Annäherungsziel. Ja, aber wenn du jetzt ein hohes Vermeidungsmotiv gehabt hättest, das wäre jetzt schon aber ein krass hohes Vermeidungsmotiv, aber das gibt es. Hättest du zum Beispiel gar nicht erst gefragt oder so aus Angst, die nimmt mich ja nicht wichtig, die will da nicht hin, weißt du, viele fragen ja gar nicht erst, zu vermeiden, dass sie abgelehnt

Stefan Peck: "werden. Ich frage sehr, und ich war auch sehr hartnäckig bei dir. Steffi, ich merke schon, wir zwei, ich könnte mit dir noch Stunden sprechen, weil ich das so spannend finde, aber ich sage erst einmal vielen Dank, dass du uns ein bisschen mitgenommen hast, mit so einem kleinen Ausschnitt von dem spürbar umfassend großen Universum an Wissen und Erfahrung. Und das wollte ich, und das mache ich jetzt auch noch, unbedingt auch loswerden. Ich glaube, Ich finde es so schön, dass du für mich in meiner Arbeit mit »Das Kind in dir muss Heimat finden«, auch wenn wir heute über ein anderes Buch gesprochen haben, aber so eine Spur hinterlassen hast, die ja weit über dein eigenes Leben hinausgehen wird und die vor allem vielen Menschen einfach für sich ein Phänomen ergreifbar und logisch nachvollziehbar erklärt hat. Und dafür hast du so vielen Menschen die Tür aufgemacht, den inneren Kindern. Dafür bin ich auf jeden Fall so riesig dankbar und ich glaube viele Menschen, die das heute sehen und hören, auch auf jeden Fall. Das wollte ich auf jeden Fall noch sagen."

Stefan Peck: "Vielen lieben Dank für das, was du in die Welt gebracht hast. Danke Steffi."

Stefanie Stahl: "Danke dir, Stefan. Danke, Vielen Dank."

Stefan Peck: "Vielen lieben Dank, dass du heute hier wieder mit dabei warst in dieser Folge. Als kleines Dankeschön habe ich heute etwas für dich und zwar Mein kostenfreies E-Book verbinde Dich mit dem Kind in Dir. Alle Infos dazu und Deinen kostenfreien Download als PDF oder auch als Hörbuch findest Du unter stephanpeck.com slash E-Book. Viel Freude damit und bis zum nächsten Mal. Servus."

#Schattenkinder

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